Montessori

Erfahren Sie hier mehr über die Montessoripädagogik an unserer Schule

Montessori – Pädagogik

Was ist das?

„Hilf mir, es selbst zu tun!“  Mit dieser Bitte wandte sich einst ein Kind an Maria Montessori. Diesen Wunsch hat sie oft als Leitmotiv für ihr gesamtes Erziehungskonzept ausgegeben.

Maria Montessori (1870-1952) war Ärztin, Naturwissenschaftlerin und Pädagogin. Mehr als fünfzig Jahre beobachtete sie Kinder, interpretierte ihr Verhalten und zog daraus wichtige pädagogische Schlüsse, die heute so aktuell sind wie nie zuvor. Ihre Pädagogik orientiert sich unmittelbar am Kind mit seinen Bedürfnissen nach spontaner Aktivität, Selbstbestimmung und dem Streben nach Unabhängigwerden vom Erwachsenen.

Im Wesentlichen waren es drei Einsichten, die sie gewann:

  • Kinder benötigen entwicklungsgemäße Mittel zur sinnvollen Beschäftigung
  • Kinder müssen zur Entfaltung ihrer geistigen Kompetenzen Sinneserfahrungen machen
  • Kinder brauchen Bewegung

(siehe: Christel Figus, Gertrud Kraft: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Montessoripädagogik in der Regelschule, Auer-Verlag)

Die Montessori-Pädagogik wird an der Stephansschule im Rahmen einer staatlichen Regelschule umgesetzt. Das bedeutet, dass der Grundschullehrplan für alle Montessori-Klassen verbindlich ist und sowohl die Notengebung als auch der Übergang auf die weiterführenden Schulen gemäß der Regelschule erfolgt. Daneben sind die Jahrgangsmischung, die Prinzipien der Montessori-Pädagogik und die verlässliche Freiarbeit, mit mindestens zwei Schulstunden täglich, grundlegend.

Lesen Sie hier mehr zu den Grundelementen der Montessori-Pädagogik:

Freiarbeit

Die Montessori-Pädagogik findet ihre Umsetzung in der Freiarbeit.

Die Freiarbeit findet in der Regel in den Stunden vor der Hofpause statt. Die Kinder kommen morgens in die Klasse und holen sich ihre Arbeit aus der vorbereiteten Umgebung.

Dabei hat das Kind

  • die freie Wahl der Arbeit: es wählt aus, was es arbeitet
  • die freie Wahl des Partners oder der Partnerin: es wählt aus, mit wem es arbeitet
  • die freie Wahl des Arbeitsplatzes: es wählt aus, wo es arbeitet
  • die freie Wahl der Arbeitszeit: es wählt aus, wie oft es diese Arbeit tut

Montessori beobachtete bei Kindern, die nach diesen Prinzipien lernen, oft eine tiefe Konzentration der Aufmerksamkeit bei den von ihnen freiwillig gewählten Tätigkeiten. Diese sogenannte „Polarisation der Aufmerksamkeit“ hat zur Folge, dass das Kind zur Ruhe kommt, sich ordnen kann und gestärkt aus der Arbeit hervorgeht.

Diese Freiheit ist dann möglich, wenn das Kind verantwortlich damit umgehen kann, d. h. die Regeln beachtet, die in der Klassengemeinschaft gelten:

  • Bevor ich mit der Freiarbeit beginne, richte ich meinen Platz.
  • Ich rede im Flüsterton.
  • Ich gehe sorgfältig mit unseren Materialien um.
  • Ich störe niemanden bei seiner Arbeit.
  • Wenn ich arbeite, bin ich still.
  • Fertige Arbeiten gebe ich ab.
  • Ich gehe achtsam mit den Arbeiten anderer um.
  • Wenn ich eine Arbeit beendet habe, räume ich das Material an seinen Platz zurück.
  • Ich beende angefangene Arbeiten.
  • Wenn die Freiarbeit zu Ende ist, räume ich meinen Platz auf.

Gemäß Montessoris Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun!“ unterstützt die Lehrkraft die Kinder auf diesem Weg.

Vorbereitete Lernumgebung

Selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Lernen ist nur in einem geeigneten Umfeld möglich. Maria Montessori prägte dafür den Begriff der „vorbereiteten Umgebung“. Damit Kinder frei arbeiten können, müssen sie Materialien, Medien und Handwerkszeug geordnet an einem festen Platz vorfinden.

Mit Materialien muss sorgsam und sachgerecht umgegangen werden. Alle Sachen, die zur Arbeit notwendig waren, müssen wieder an ihren Platz zurück geräumt werden. Zum Gebot einer sozialen Erziehung gehört, dass sich alle daranhalten. So stehen die Materialien auch wieder allen zur Verfügung.

Die äußere Ordnung ermöglicht den Aufbau einer inneren Ordnung.

Zur vorbereiteten Umgebung gehören

  • die Ordnung des Raumes in Bereiche, die nach Fachgebieten und Schwierigkeitsgrad gegliedert sind.
  • der Raum als Orientierung für das Kind – Was kann ich tun? Wie geht es weiter?
  • der Raum als Ort, an dem ich gerne bin, weil er schön ist, weil er zu mir passt.
  • die Flexibilität: ich kann mir meinen Arbeitsbereich selber einrichten mit den Materialien, die ich zum Lernen brauche.
  • die Montessorimaterialien: Montessori beschreibt sie als materialisierte Abstraktionen. Sie werden im Allgemeinen von der Lehrerin eingeführt. Anschließend arbeitet das Kind selbstständig damit weiter. Die Materialien regen die unterschiedlichen Interessen der Kinder an und ermöglichen die „Polarisation der Aufmerksamkeit“. Montessori spricht von „der Stimme der Dinge“. Sie ermöglichen handelndes Lernen und enthalten eine Selbstkontrolle.
  • die Lehrkraft: Sie hält sich im Hintergrund, berät und hilft bei Bedarf. Sie pflegt die Materialien, achtet auf Vollständigkeit und den sachgemäßen Umgang damit.
Die Rolle der Lehrperson

„Die Grundlage ist also nicht das Nachdenken darüber, wie man das Kind lehren oder erzieherisch beeinflussen kann, sondern wie man ihm eine Umgebung schaffen kann, die seiner Entwicklung förderlich ist, um es dann in dieser Umgebung sich frei entwickeln zu lassen.“ (M. Montessori: „Grundlagen meiner Pädagogik“, Heidelberg 1968)

Somit könnte sich die Lehrkraft, nachdem sie eine angemessene Lernumgebung geschaffen hat, zurücklehnen. Dem ist aber nicht so.


Aufgaben der Lehrperson sind:

  • aufmerksam beobachten
  • Lektionen – Einführungen in neue Materialien – zum passenden Zeitpunkt geben 
  • sich zurücknehmen, sobald das Kind sein Lernen selber in die Hand nimmt; das Kind ist Subjekt seines Lernens, nicht Objekt, das belehrt wird
  • das Kind so fördern, dass es eine immer größer werdende Unabhängigkeit erreicht, auch von der Lehrkraft. Montessori spricht von der „weisen Zurückhaltung“ des Erwachsenen.
  • das Kind nicht willkürlich gewähren lassen, sondern dem Kind helfen, „Meister seiner selbst zu werden“, damit es auch das tun kann, was es will
  • die Einhaltung gemeinsam vereinbarter Regeln beachten
  • die Lernumgebung pflegen – auch mit den Kindern
Jahrgangsmischung

Ein Prinzip der Montessori-Pädagogik ist das Lernen in altersgemischten Gruppen, die ein besonders geeignetes Fundament für soziales Lernen bieten.

Durch das gemeinsame Arbeiten in einer altersgemischten Klasse wird das kindliche Lernen erleichtert, indem Kinder, die in ihrer Denk- und Mitteilungsweise näher beieinander sind, sich gegenseitig helfen. Die jüngeren Kinder sehen das Verhalten und die Arbeiten der älteren Kinder und können sich daran orientieren. Die Eingewöhnungsphase in den Schulalltag gelingt schneller und problemloser, da die älteren Paten sie begleiten und unterstützen. Die älteren Kinder vervollkommnen ihr Wissen dadurch, dass sie anderen beim Lernen helfen. Sie müssen ihren Wissensschatz so ordnen und umarbeiten, dass sie ihn verständlich mitteilen können. Eigene Unklarheiten werden deutlich und zwingen zuerst zur Klärung. Aus der gegenseitigen Hilfe bei schulischen Arbeiten und Aufgaben erwachsen Achtung der Kinder voreinander, Interesse aneinander, Verantwortung und Selbstbewußtsein.

An der Stephansschule werden in jeder Montessoriklasse zwei verschiedene Jahrgänge gemeinsam unterrichtet.

Kommt ein Kind in die 1. Klasse, ist es mit Drittklässlern zusammen. Jedes Erstklasskind bekommt ein Drittklasskind als Pat:in. Im nächsten Schuljahr werden diese Kinder zu Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern und Viertklässlerinnen und Viertklässlern. Im darauffolgenden Schuljahr verlassen die Kinder der vierten Klasse die Grundschule, die Kinder der zweiten Klasse sind Drittklässlerinnenund Drittklässler geworden und neue Erstklass-kinder werden in diese Klasse aufgenommen.

Jedes Kind bleibt alle vier Grundschuljahre bei einer Klassenlehrerin. Alle zwei Jahre wechselt die Gruppenzusammensetzung.

In der 1. und 2. Klasse befinden sich die Kinder in der Rolle der „Kleinen“. Ab der 3. Klasse wechseln sie dann in die Rolle der „Großen“.

Kosmische Erziehung

Das Kind im Kindergarten hat in Freiheit gelernt, die Welt in einem klar abgesteckten Rahmen aufzunehmen und immer besser zu begreifen. Es hat mithilfe von bestimmten dafür entwickelten Materialien Qualitäten und Ordnungsstrukturen kennengelernt. Diese hat es auf seine Umwelt bezogen, um sich immer mehr darin zurechtzufinden. Dazu gehören auch grundlegende Erkenntnisse und die Anwendung von Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Mathematik. Es hat erfahren, dass einfache, klare Regeln und Höflichkeitsformen für ein gutes Miteinander sinnvoll und notwendig sind.

Das Kind, das in die Schule kommt, will seinen Gesichtskreis erweitern. Es fragt nach dem Warum, Wozu und Wieso. Es will und soll in seiner Selbst- und Welterkenntnis bestmöglich gefördert werden. Sein Intellekt und seine Vorstellungskraft brauchen Freiheit und Nahrung. Sein soziales Bewusstsein und sein Empfinden von Recht und Gerechtigkeit schärfen sich und entwickeln sich weiter.

Aufgabe der Lehrerin ist es einerseits eine große Menge an Wissenssamen zu streuen, um das Interesse des Kindes zu entfachen und seine Fragehaltung wach zu halten. Andererseits will Montessori aber mehr: „…es genügt ebenfalls nicht, dass die Lehrerin sich darauf beschränkt, das Kind zu lieben und es zu verstehen. Sie muss zunächst das Universum lieben und verstehen.“ (Maria Montessori: „Kosmische Erziehung“ 1988, S.121). „Wird dem Kind die Vorstellung vom Universum in der richtigen Weise dargeboten, so wird sie in ihm mehr als nur das Erwachen des Interesses bewirken, es wird in ihm Bewunderung und Staunen hervorrufen, ein erhabeneres und erfüllenderes Empfinden als jedes Interesse“ (ebd. S. 41).

Aufgaben der Kosmischen Erziehung

  • Das Kind soll sich als Teil des Universums erkennen, in dem es noch vieles zu entdecken gibt.
  • Es kann erkennen, dass der Mensch eingebunden ist in natürliche, soziale und historische Bezüge.
  • Durch das eigene Tun trägt deshalb jeder Mensch Mitverantwortung, das Leben auf der Welt zu achten und das Zusammenleben der Menschen durch verantwortungsvolles Handeln zu fördern und somit der Schöpfung und dem Leben zu dienen.

Maria Montessori

1870-1952

Ärztin, Naturwissenschaftlerin und Pädagogin

Diplomkurs

Ausbildung Montessori-Pädagogik

Die Stephansschule ist auch Ausbildungsstätte für Montessori-Pädagoginnen und -pädagogen.

Um die Montessori-Pädagogik im Kindergarten und in der Schule effektiv anwenden zu können, ist eine spezifische Ausbildung nötig, die sich in der Regel über zweieinhalb Jahre erstreckt.

Infos zum Diplomkurs

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